Arbeiten mit Ina Jovanović

Die Stand-up-Comedienne Ina Jovanovic beim Hackeln.

Arbeiten mit Ina Jovanović

Anfang des Jahres hatte Stand-up-Comedienne Ina Jovanović Zeit für ein Interview. Wir sprachen über Gott, Welt und Metal.

Von Martin Jeličić

„Wie haltest es du mit der Prokrastination?“
„Mit der was?“

Gestern glaubte ich kurz, dass Stand-up-Comedienne Ina Jovanović Prokrastination nicht kennt. Würde mich auch nicht wundern. Für ihre Dinge, die sie macht, braucht man die Disziplin einer Triathletin. Gott sei Dank kommt dann doch meine Erleichterung: „Asoo, aufschieben! Haha, ja voll schlimm bei mir. Ist aber kein Problem. Ich hab keine Termine, ich bin Influencerin.“

Wenn du ein Handy besitzt und darauf eine Social-Media-App installiert hast, dann wurde dein Algorithmus schon sicher mit Videos von Ina Jovanović gefüttert, wo sie beispielsweise gelangweilt auf die verbalen Gewalteskalationen der Wiener Jugendlichen reagiert. Für die Vollzeit-Stand-up-Comedienne, die Identitäten ganz nebenbei hops nimmt, ist das alltägliche Leben eine Designertasche voller lustiger Situationen.

Ganz normal alles

Aufgewachsen ist Ina irgendwo draußen in der Prärie (Klagenfurt am Wörthersee). Als Kind von Balkaneltern wächst sie mit den ganz normalen Problemen auf. Nur zwei Kebapläden in der Stadt, dem Drang, nicht Ausländerin zu sein sowie die väterliche Vorbereitung für Problemszenarien, die nie im Leben passieren werden. Man soll ja schließlich gewappnet sein für einen Raubüberfall am Gipfel des Großglockners, während man die Sommerreifen am Auto aufzieht.

Mit dem Erwachsenwerden zog Jovanović nach Wien und erfreute sich an den eigens für Ausländer angefertigten Bezirken Ottakring und Favoriten. Ihr taugt es voll, dass Multikulturalität in Wien ganz normal ist. Anstatt das hinterwäldlerische „Scheiss Ausländer“ hört sie nun kosmopolitische Sätze wie „Du bist Serbin, Cool! Mein Frisör ist Türke!“

Wie es in Wien halt so ist, finden die Leute aber eine neue Zuschreibung, auf der sie herumhacken können. Im Falle der Künstlerin ist es der Kärntner Dialekt, den sie sich mühevoll antrainiert hat. Man kanns den Švabos aber auch nie recht machen.

Perfekt für den Job

Hauptberuflich macht Jovanović Stand-Up-Comedy. Seit 2018 ist sie Teil der Wiener Comedy-Szene. In ihrer Anfangszeit konnte sie viele Erfahrungen sammeln und ein Arbeitsethos entwickeln, der für das erfolgreich sein in der hart umkämpften Szene notwendig ist. Vor jedem Auftritt trifft man Ina irgendwo hinter der Bühne ihre Texte aufsagen. Sei meint dazu: „Schatzi, es schaut alles so spontan und einfach aus, es ist im Endeffekt aber alles Arbeit!“

Wenn Jovanović den Ausdruck „Schatzi“ verwendet, weiß man, dass es an Personen gerichtet ist, die keine Ahnung von irgendwas haben. Ganz zufälligerweise fällt das Wort „Schatzi“ in ihrem Stück namens „Unerwartet“ nur dann, wenn es um Männer geht. Auch abseits der Bühne greift Ina gerne auf das Wort zurück, wenn ihr zum Beispiel Ratschläge von Comedians erteilt werden, die zum ersten Mal auf der Bühne stehen und glauben, Felix Lohbrecht auf Steroide zu sein. Danke für nichts Schatzi.

Die Österreicherin mit Kärntner Migrationsbiografie arbeitet mit Themen, zu denen viele relaten können. Homoerotische Geschichten aus dem Einzelhandel, Erfahrungen als transkulturelle Linguistin im Callcenter oder die kanadische Sexphilosophie. Ganz normale Sachen aus dem Leben halt. Jovanović erzählt auf ihren Bühnen alles so, wie sie es einer Freundin beim zwölften Kaffee oder einem Arbeitskollegen im Callcenter erzählen würde.

Bitte, was?

Wer glaubt, Inas Persönlichkeit sei mit dem Jugo-Kärntner-Tindermatch-Ding durchgespielt, der irrt sich gewaltig. „Ich habe 2010 den Schlagzeugstick von Lars Ulrich gefangen.“ Ähm, bitte was? Wurde ihre Seele gerade mit dem meiner früheren Hauptschulfreunde ausgetauscht? „Von Disturbed habe ich nur die alten Sachen gehört.“ Hilfe, hier passiert gerade paranormale Scheiße.

Ina erinnert sich an das 2000er-Jahre-Leben am Land in Österreich zurück. Backstreet Boys, Avril Lavigne und Britney Spears haben nur die Trottln im Gymnasium gehört. Bei uns hat man woschechtn Metl gehört, egal ob in Kärnten oder im Umland von St. Pölten. „Mich haben sie verarscht, als ich Converse getragen habe. Sie nannten mich Punk und Jahre später trugen sie alle Chucks.“ Ob sie eines Tages mit einem T-Shirt von System Of A Down auf die Bühne geht, wird man erst sehen.

Zurzeit läufts gut bei Ina Jovanović. Nach dem Interview hat sie irgendein Meeting, keine Ahnung, irgendwas mit Kooperation oder so. „Ich bin sehr motiviert zurzeit, obwohl ich das Schneiden nicht so gerne mag. Aber wenn ich an meine Yacht am Wörthersee denke, ist alles wieder gut.“ So muss.

Wenn du die Stand-up-Comedienne Ina Jovanović beim Arbeiten zusehen möchtest, kannst du das beispielsweise am 04. Juni im Kabarett Niedermair in der Lenaugasse 1A machen. Studenten bekommen die Karte an der Abendkassa für 4€. Also gemma.