Forgotify – die zweitbeste Internetseite für neue Musik

Danke Sadiq Khan fürs Öffnen meiner Tür. Wie man an den Spuren der Tür sieht, ist es nicht das erste Mal, dass ich die Schlüssel in der Wohnung vergessen hab.

Forgotify – die zweitbeste Internetseite für neue Musik

Niemand interessiert sich für Millionen von Songs. Das wird auch nach diesem Artikel so bleiben.

Hast du schon einmal so richtig etwas vergessen? Die Schlüssel, nachdem du die Tür schon zugemacht hast? Das Geldtascherl im Beisl? Der eine Song, den du vor sechs Jahren mal gehört hast und nicht shazamen konntest, weil die App wieder zum unpassendsten Zeitpunkt ein Update machte?

So wie du die Deadline deiner letzten Hausübung vergessen hast, so vergessen alle Menschen auf der Erde Millionen von Songs auf der kultigen Kultplattform Spotify. Mit Forgotify wird dir irgendein Song aus den Untiefen der globalen Musikwelt zugespült und du kannst dann damit machen, was du willst.

Song 1: Carey Blyton Lachrymae – ‘In Memoriam John Dowland, Op.23: Interlude IV’

Zu Beginn kommt gleich ein Klassik-Banger mit einem catchy Songnamen. Es ist kein alleinstehendes Stück, sondern eine Einführung in den nächsten Track mit dem ebenso eingängigen Namen ‚In Memoriam John Dowland, Op.23: Song (5).‘ Das Interlude dauert eine Minute und hört genau dann auf, wenn es spannend wird.  Und wer ist überhaupt dieser Carey Blyton?

Er war ein britischer Komponist, der für Brechertracks wie ‚Bananas in Pyjamas‘ oder für seine Arbeit in der Serie Doctor Who bekannt war. Beim genaueren Hinschauen fällt aber auf, dass nicht Clarey Blyton das Lied gemacht hat, sondern wer anderer, nämlich Ian Patridge. Und wer ist dieser John Download? Ugh.

Der erste Versuch, einen Song zu präsentieren, ging ins Leere. Bei dieser Unübersichtlichkeit wird sogar die Universität Wien neidisch.

Fazit: Vergessen aufgrund zu vieler Männernamen.

Song 7: Mary Kilroy – ‚On My Way Home’

Ursprünglich war geplant, nur die ersten drei zugespülten Songs zu präsentieren, egal was es ist. Wie man sieht, wird die Liste mit dem siebten Song fortgeführt, weil die fünf Songs dazwischen entweder Rauschgeräusche aus dem 17. Jahrhundert waren oder von der Plattform gelöscht wurden. Danke Neil Young für diese Experience.

Bei Song Nummer Sieben mit dem Titel ‚On My Way Home’ handelt es sich um eine liebe Darbietung, die mit Sicherheit auf sämtlichen Radiosendern im mittleren Westen der USA gerne gespielt wird. Es ist ein feelgood Countrysong der Sängerin und Meisterin des Inkognitomodus im Internet, Mary Kilroy.

Mit netten Akkorden und dem am besten klingenden Instrument der Welt, einer Lap-Steel-Gitarre, rangiert die Künstlerin aus Amerika (am Vibe des Songs erkannt) irgendwo zwischen Zeltfest am Sonntagvormittag und Radio Arabella um Mitternacht.

Fazit: Lieb.

Song 13: Ameritz Top Tracks – ‚Lonley People (In the Style of America) [Karaoke Version]’

Nach zwei weiteren Klassik-Interludes und vier für catatonicyouths interessante Bands, empfiehlt mir Forgotify einen Karaokesong. „Mit dem ganzen hier kann ich doch keinen ernsthaften Content machen,“ denke ich mir, als die Background-Vocals von ‚Lonley People (In the Style of America) [Karaoke Version]‘ meinen Gedankenstrom bereichern.

Fazit: Fuck it, nur noch einen Song.

Song 16: Vilayat Khan – ‘Raga tilak kamod (Sitar) – Vilambit gat in teental’

Ich fühle mich wie der eine Mann in diesem Meme, der wie verrückt in Richtung Diamanten gräbt. Mein Diamant ist in diesem Fall ein Song, mit dem man Content kreieren kann. Es gibt sogar einen Wikipedia-Artikel über den Künstler!!! (!!!)

Vilayat Khan ist ein Musiker, der zu den einflussreichsten Musiker*innen im Indien des 20. Jahrhunderts zählt. Seine erste Schallplatte presste er (TW: Ausländereltern) mit sechs Jahren und lehnte drei Mal hohe Preise des Staates Indien ab, weil die unterschiedlichen Regierungen in seinen Augen keine Ahnung von Musik haben.

‚Raga Tilak Kamod‘ ist eine Melodiestruktur der indischen Klassik, die Khan auf der Sitar vertont. Es würde jetzt jeden Rahmen sprengen, das genau zu erklären. Auf jeden Fall ist das Lied von Vilayat Khan sehr entspannungsfördernd und eine große Hilfe für alle Personen, die aufgrund unerwarteter Ereignisse auf Internetseiten über vergessene Musik frustriert und kurz davor sind, ihre digitalen Endgeräte zu zerhacken.

Danke dafür, Vilayat Khan, Grüße gehen raus. Fazit: Hilfe für selbstreflexives Verhalten.

Generelles Fazit: Forgotify ist eine gute Plattform fürs Entdecken neuer Musik. Ob diese Musik allerdings brauchbar ist, ist eine andere Sache. Dafür gibt es bessere Internetseiten. Besucht daher saitenaufnull.at für die neuen Lieblingssongs und Neuentdeckungen.