Monatsradar August 2023

Der Radar des Monats August steht in Wien an der Gersthofer Straße stadtauswärts.

Monatsradar August 2023

Songs, die im August in die Radarfalle getappt sind.

Was für ein Monat, Indien schickte eine Rakete auf den Mond, Österreich hat mal wieder Angst vor Kebapfleisch und linke Männer bleiben am Ende des Tages Männer. Business as usual. Na gut, dann widmen wir uns halt wichtigeren Themen. Wie wärs mit den schnellsten Songs des Monats? Sie wurden dieses Mal vom Radar an der Gersthofer Straße geblitzt.

English Teacher – ‚The World’s Biggest Paving Slab‘

Es ist eines dieser Songs, die dir vom ersten Ton weg die Gewissheit geben, dass es dein neuer Lieblingssong für die nächsten sieben Wochen sein wird. English Teacher aus Leeds präsentieren mit ‚The World’s Biggest Paving Slab’ einen lyrischen Abriss über die popkulturelle Historie der Region Lancashire in England. Eine Netflix-Serie, ein paar Schauspieler, ein Terroranschlag und eine Hexenverbrennung. Was halt so im Nordwesten Englands passiert.

Musikalisch ist der weltweit größte Pflasterstein nicht weit entfernt vom aktuell frischen Punksound von der Insel. Für alle Liebhaber*innen von monotonen Gitarrenriffs und Sprechgesang haben die Vier aus Leeds im Chorus eine energiegeladene Überraschung parat. Wären wir hier bei einer großen Tageszeitung oder einem Radiosender für alternative Mainstreammusik, würde jetzt das Wort „Geheimtipp!“ fallen. Dringende Hörempfehlung.

Turnstile, BADBADNOTGOOD & Blood Orange – ‚Alien Love Call‘

Die Mashups sind zurück! Das ist ja auf dem Ersten Blick jetzt nicht soo die Neuigkeit. Spätestens seit TikTok wurde der in den 2000ern gegipfelte Trend wieder salonfähig gemacht. Turnstile und BADBADNOTGOOD gehen das Thema Mischmasch aber etwas anders an. Anstatt das digitale Zusammenpicken von Songs sperrten sie sich ins Studio ein und arbeiteten an einem der spannenderen Projekte dieses Jahres.

Konkret geht es um das von Turnstile im Jahr 2021 veröffentlichte Album ‚GLOW ON,‘ woraus drei Hits von BADBADNOTGOOD neu interpretiert wurden. Das Projekt trägt den Titel ‚New Heart Designs‘ und ‚Alien Love Call‘ ist der Song, der jetzt gerade heraussticht. Der Rhythmus und die organischen Klavierklänge orientieren sich klar Richtung BADBADNOTGOOD, während der Gesang altbewährt wie ein freier Fall durch Wolken klingt. Und Blood Orange ist auch dabei. ‚Alien Love Call‘ passt gut zu Nachmittagen im Spätsommer, wenn der Klimawandel nicht mehr so hart spürbar ist.

EFEU – ‚Verliererstraße‘

Gehst du auch durch die 7., Zollergasse und wünscht dir so cool auszusehen wie die ganzen Menschen, die hier wohnen? Möchtest du auch das einfache Leben führen, den ganzen Tag vorm Café Europa sitzen und Leute schauen? Falls du dafür keine steinreichen Eltern hast, die dir so ein Leben finanzieren, können dir EFEU Abhilfe verschaffen. ‚Verliererstraße‘ lässt dich zum coolen Großstädter machen, der du schon immer sein wolltest.

Falls irgendwann einmal irgendein Film über die Wiener Adoleszenz der frühen 2020er-Jahre gedreht werden sollte, eignet sich dieser Song als Intro, in dem zwei Typen komplett auf Drogen zu Fuß von der Forelle nach Hause gehen und über Berlin schwärmen. Klassisch-Moderner Indierock mit einer Stimme, die für ihren Eigencharakter gewürdigt werden muss. Melancholische Vibes, perfekt für die nächste Summertime Sadness!

Bleach Lab – ‚Nothing Left To Loose‘

Es gibt ihn ja doch noch, den g‘standenen Indierock. Bleach Lab aus dem Süden Londons haben für ‚Nothing Left To Loose‘ ein 2010er-Indierock-Rezeptbuch im Schreibtisch ihrer älteren Geschwister gefunden und daraus einen makellosen Song gemacht, der auch im Jahr 2012 im Radio hätte laufen können.

Schlagzeugintro, verträumt-verzerrte Gitarren und hallender Gesang. Der Chorus schlägt in einen etwas freundlicheren Ton um, dennoch bleibt es grundlegend melancholisch. Sängerin Jenna Kyle verarbeitet in ‚Nothing Left To Lose‘ die Folgen einer Trennung abgebildet mit zwei aufeinandertreffenden Ozeanen, in die sie mit entschlossener Ungewissheit eintaucht, um wegzukommen, von wo sie gestartet ist.

Auf die Beine gestellt wurde das Lied mit der Powerhouse-Produzentin Cathrine Marks, die schon mit Boygenius und PJ Harvey zusammengearbeitet hat. Hört man sich die frühen Songs der Vier Brit*innen an, kann man eine Entwicklung erkennen, die bewundernswert ist. Das Album kommt bald und man darf sich darauf freuen!

Songs, die gut sind, aber nicht in die Radarfalle getappt sind:

Eli Preiss & Drunken Masters – ‚Ganz Allein‘

Doja Cat – ‚Paint The Town Red‘

Iuna Lux – ‚Drums And Bombs‘

noname – ‚hold me down‘

Die gesamte Playlist gibt es auch auf Spotify zu hören!