Monatsradar September

Der Radar des Monats September stand am Burgring Ecke Eschenbachgasse im ersten Bezirk.

Monatsradar September

Songs, die im September in die Radarfalle getappt sind.

Spätestens seit diesem Monat hat Falcos ‚Nie mehr Schule‘ keine Macht mehr in diesem Land. Die Straßen sind wieder voll und die Baustellen alle weg. Perfekte Nahrung für Radargeräte. Die Toleranzregel ist für diesen Monat ausgesetzt, da kompromisslos mit Rasern umgegangen wird.

Endless Wellness – ‚Schöne Dinge‘

Was muss man eigentlich nicht mehr machen, wenn man aufhört zu existieren? ‚Schöne Dinge‘ von Endless Wellness hat alle Antworten auf diese Frage. Soll man überhaupt etwas aufgeben, und wenn ja, was? Auch darauf hat ‚Schöne Dinge‘ von Endless Wellness Antworten parat.

Mit dem dritten Release ist die österreichische Band endgültig das heißeste Eisen in der österreichischen Musikzukunft. Warum das so ist, kann nicht in einem lausigen Absatz erklärt werden. Aber das Tolle ist, man kann es in wenigen Wörtern zusammenfassen: Es funktioniert einfach. Hört es euch an.

Melodisch werden in diesem Song Liebe Grüße von Buntspecht, den Strokes und St. Vincent ausgerichtet. Insbesondere das Gitarrensolo von Adele Ischia ruft beim ersten Hören staunende Gesichter hervor, weil sie die bestehenden Tonleiter regelrecht zerfetzt. Gut so. Es sind bisher nur zwei weitere Songs online, das Album hat jetzt schon genug Material, um eine der besten Platten des Jahres zu werden. Egal ob 2023, 2024 oder jedes andere Jahr von nun an.

Label: Ink Music
Produktion:
 Jakob Herber
Studioassistenz: Felix Herzog
Mix: Jakob Herber und Alexandr Vatagin
Master: Alexandr Vatagin
Albumcover: Lea Brüning

Denzel Curry, Kenny Mason – ‚SKED‘

Kathrin Glock schläft jede Nacht ruhig. Warum? Sie hat es sich vom Curry Denzel aus Florida abgeschaut. Er geht nämlich nicht schlafen ohne einer Glock neben seinem Bett. Wie soll man es sagen, dem Denzel is as wuascht. Ihm geht’s nur um Familie, Gott das Business und das Brot. Vielleicht haben Glock und Curry mehr Gemeinsamkeiten als man glauben könnte.

Currys Kollege Kenny Mason setzt das Werben für das heimische Friedenssicherungsunternehmen fort. Während Currys Munitionen voll langweilig und lame in Gold gehalten sind, schießt Masons Pistole Power-Ranger-Schüsse ab, die Patronen alle in verschiedenen Farben. Was auch immer das auf der Straße bedeuten mag. Sowieso muss darauf geachtet werden, dass das Unternehmen für Waffen nichts von dieser Internetseite mitbekommt.

Musikalisch ist ‚SKED‘ vuigas Rap. Der Beat ist hart und der Sprechrhythmus schonungsloser Hiphop nach allen Regeln der Kunst. Geeignet ist der Song, wenn man nach einem richtigen Arschlochtag in einen Boxsack reindreschen möchte. Vielleicht holt man sich noch Tipps von Denzel, er ist nämlich leidenschaftlicher Muay-Thai-Boxer.

Label: PH Recordings
Produktion
: Charlie Heat

Beaks – ‚I dropped the bottle‘

Ernstzunehmender Musikjournalismus schaut auch gerne mal über den Tellerrand hinaus. Diesmal geht’s in das Land der Kängurus und Kiwis, Australien und Neuseeland. Auf Anhieb schaffte es ‚I dropped the bottle‘ von Beaks auf die australisch-neuseeländische Fresh-Finds-Playlist auf der Friedenssicherungsplattform Spotify.

‚I dropped the bottle‘ klingt wie der dienstägliche Besuch eines Technokellers irgendwo im coolsten Stadtteil Melbournes. Der Grundton des Songs ist düster, minimalistisch und könnte aus einem Großstadttragödien-Soundtrack stammen. Produziert wurde der Track vom Australier Matthias Olofredi, der mit den Kooks so getan hat, als ob er aus Österreich stammen würde.

Dass es in Down Under ärger zugeht, zeigt der Text von Beaks, die sich im Internet als Anna Francesca ausgibt. Man erahnt nicht wirklich, was passiert. Es reicht ein Moment im Leben, damit dir alles entgleiten kann. Du musst um dein Leben rennen, um als erstes ins Ziel zu gelangen. Das Geschehene hält euch dann zusammen wie das Blut beim Halten eurer Hände.

Label: sumoclic
Produktion
: Matthias Olofredi
Albumcover: Fabian Rettenbacher und Laura Zanon

Marika Hackman – ‚No Caffeine‘

Ratschläge von Bekannten sind meistens gut gemeint. Sie sollen einem helfen, warum auch immer. Richtig geil sind die Ratschläge, die man sich selber die ganze Zeit gibt. Sprich mit deinen Freunden, schau nicht aufs Handy, erinner dich ans Atmen, trink keinen Koffein. Super Ratschläge, du Trottel.

Im Falle von Marika Hackman sind die nervigen Ratschläge lebenswichtig. Das Nicht aufs Handy schauen, das Erinnern ans Atmen und das Koffeinverbot sind nur drei der zahlreich aufgelisteten Dinge, die Hackman tun muss, um einer Panikattacke zu entkommen.

Das Lied erfüllt alle Absichten. Das Gefühl Hackmans kommt ohne Firlefanz und Schnickschnack bei den Hörer*innen an. Transportiert wird das Ganze auf ehrlicher Musik, die rational und dennoch emotionsgeladen ist. Wenn alle Points abgehakt sind, entfaltet sich der Song mithilfe von Streichinstrumenten in ein kraftvolles Werk, das man sich mehrmals hintereinander anhören möchte.

Label: Chrysalis Records
Produktion: Charlie Andrew, Marika Hackman und Sam Petts-Davies

Mitch Rowland – ‘Bluebells’

Es muss nicht immer alles schnell gehen. Das Schöne findet man auch in Ruhephasen, etwa bei einem Kaffee am Nachmittag im Park oder bei einem Spaziergang durch die Stadt. ‚Bluebells‘ von Mitch Rowland sollte von nun an immer ein Begleiter in solchen Situationen sein.

Obwohl es nur der zweite Release des Singer-Songwriters aus Los Angeles ist, besitzt Rowland schon einige Schwergewichte in seinem Lebenslauf. Watermelon Sugar? Golden? Kennst? Mitch Rowland wirkte bei beiden Songs mit und verhalf Harry Styles damit den endgültigen qualitativen Durchbruch in die allerhöchsten Riegen der Popmusik.

Konventioneller Erfolg im Musikbusiness ist für Rowland aber nur ein Brotjob. Privat geht er es ruhiger an. Ein entspanntes Schlagzeug, eine Akustikgitarre, einen Bass und eine E-Gitarre, die nur wenige Akzente spielt. Manchmal braucht es nicht mehr. Aber man muss aufpassen, es besteht starke Heavy-Rotation-Gefahr! Behutsam damit umgehen!

Label: Erskine Records
Produktion: Rob Schnapf

Die gesamte Playlist gibt es auch auf Spotify zu hören!